Rituale: Ahnenwissen und zeitgemäße Praxis

Hier stelle ich eine Reihe von Ritualen vor, die in der Praxis sowohl für die Klientenarbeit als auch in Seminarform von überragender Bedeutung sind. Sie sind auf unterschiedliche Weise verknüpfbar. Einige der in ihnen enthaltenen Elemente können wahlweise durch die anderer Rituale ergänzt oder ersetzt werden. Hierbei folge ich selten meinen Überlegungen: viel öfter sind es die Geister, die mir sagen, tu dies und tu das und füge es zusammen...

Medizinradarbeit
Medizinradarbeit

Medizinrad

 

Das Rad aus 36 Steinen: dynamisches Abbild des Kosmos, der Welt, deiner Welt. Jahreslauf, Lebensrhythmus, Wandlungen und Übergänge, im Außen so wie in dir: so vielseitig wie dein eigenes Leben. Diagnostisches Werkzeug, Erfahrungsraum, Tanzboden, Tranceraum, Traumraum, Aufstellungsort, Visionsort, Begegnungsort, Ahnen-Ort, Geister-Ort, Transformationsinstrument, Schwitzhütte ohne "Schwitz"...die Liste hört nicht auf. Entsprechend könnt ihr euch vorstellen, daß das Steinrad sowohl Bestandteil vieler Heilungsritual-Sequenzen ist als auch für sich allein stehen kann. Dabei kann die Arbeit sowohl in der Gruppe erfolgen als auch einzeln. Und du kannst diesen heiligen Ort dort einrichten, wo du ihn für dich brauchst, dauerhaft oder zu einem bestimmten Anlass.

Auch in der Klientenarbeit in den Einzelsitzungen finden zwei Formen der Medizinradarbeit ihren Platz: der "Medizinradprozess ist eine gedankliche, meditative und kommunikative Reise des Ichs durch die sechs heiligen Richtungen. Am Ende der Reise bündelt sich das Ganze in der siebten Richtung: Du selbst. Bewusstwerdung, Gebet, Ansprache auch der ungeliebten Anteile in Dir, Zusammenschau und Veränderung sind die Ergebnisse dieses Prozesses.

Transformation: Feuerritual
Transformation: Feuerritual

Transformationsrituale

 

Ein sich ständig wiederholender Handlungsstrang im Schamanismus ist der Übergangsprozess zwischen Geistiger Welt und Physischer Welt bzw. umgekehrt. Wir "holen" also Dinge aus der Geisterwelt in diese Welt hinein und bringen sie bei Bedarf wieder in jene zurück. Das kann sinnvoll sein bei Ablöseritualen, Glaubenssatzarbeiten, Initiationsritualen, visionärem Arbeiten und der Übergabe von Geschenken an die geistige Welt

 

Auf dem Bild wird das Gestell einer alten Schwitzhütte den Geistern übereignet: das Feuer ist hier nicht als Vernichtung von Altholz zu sehen, sondern als Schnittstelle/Übergabestelle zwischen physischer und geistiger Welt verstanden. Das Gestell hat uns gute Dienste geleistet: wir ehren die Geister der Weiden und Haseln und bedanken uns bei den Schwitzhüttengeistern für alles, was sie uns gegeben haben. Im Feuer befinden sich auch Dankesgaben...

 

Sehr effektive und traditionelle Mittel für Transformationsrituale sind nicht nur das Element Feuer, sondern auch Erde, Wasser und Luft. Je nach Charakter des Rituals empfiehlt es sich, das eine oder das andere Element auszuwählen. Für die Transformation von Trauer ist es vielleicht Erde, für die Verwandlung/Ablösung von anhaftenden Verunreinigungen wohl das Wasser, für die prozesshafte Auflösung alter Bindungen die Luft, und so fort.

 

Ein lebendiges Beispiel findet sich in der Nachbereitung von Seelenanteilrückholungen: in der Glaubenssatzarbeit werden mithilfe der geistigen Verbündeten Symbole und Gegenstände geschaffen, die für ein altes Lebensmuster, gestützt und genährt durch negative Selbsturteile, stehen. Und diese energetischen Platzhalter sind es, die im Rahmen eines typischen Transformationsrituals an die geistige Welt gegeben werden.

 

Normalerweise machen wir solche Rituale auf dem kraftvollen Schwitzhüttenplatz in Heine, aber selbstverständlich sucht ihr als Klienten den Ort für so ein Ritual aus...

Feuerritual
Feuerritual

Feuerritual

 

Angelehnt an eine tuwinische Khamlanye (schamanisches Feuertritual): ein Pfad der Kraft, wirksam in beiden Richtungen - von den Geistern zu uns, von uns zu den Geistern. Es ist immer mehr als die Möglichkeit, den Geistern ein "Opfer" darzubringen, denn die halten dabei ja nicht still...sie sprechen mit uns durch das Feuer: Farbe der Flammen, ihre Form, Neigung, Helligkeit, die Rauchentwicklung, die Intensität, Geräusche, Geruch - alles Signale der Kommunikation von Geistern mit uns.

 

Eine tuwinische Art des Feuerrituals: zunächst tanzt der Schamane, die Schamanin mit der Trommel mit und durch das Feuer mit den Geistern, während die Gaben langsam verbrennen. Die Trommeltrance beginnt zu wirken: die Geister melden sich, zeigen sich im Feuer -  sind die Gaben angenommen, wie fühlt sich die Geistige Welt? Im Anschluß tanzen alle Anwesenden zusammen bis zur Trance...Die Kraft beginnt zu fließen...

 

Wenn die Kraft auf ihrem Höhepunkt ist, kann sie genutzt werden, um Segnungen einzelner Teilnehmer durchzuführen oder auch Heilung geschehen zu lassen.

Steinkreise

 

Ein einfaches, aber sehr wirksames Ritual zur Stärkung der Seele und zum Angstabbau steht in der Tradition der Medizinräder, aber lädt die Kräfte auf andere Weise ein: die persönliche Dynamik steht hier ganz im Vordergrund.

 

Einfache Feldsteine, die wir vom Boden auflesen, von Kieselgröße bis Wackerstein, sind die Verbündeten bei diesem Ritual, und das kann man wörtlich nehmen.

 

Steine, nicht nur die "Edlen" unter ihnen, sind hervorragende Speicher. Sie besitzen sogenanntes Kristallwasser, das ist gebundenes Wasser in einer molekularen Kristallstruktur.

 

Manche Menschen nehmen an, dass dies das Speichermedium der Steine ist. Wie gut Wasser nichtstoffliche Informationen speichert, kennen wir aus der Homöopathie.

 

Wie auch immer: seit Jahrtausenden wissen Schamanen, dass wir mit Gebeten und unserem Atem Wasser und eben auch Steine "aufladen" können. Das machen wir uns in diesem Ritual zunutze.

 

In einem respektvollen Gespräch mit dir als Klienten gehen wir auf deine Ängste und Bedürfnisse ein. Dann überlegen wir, was du für deine seelische Stärkung und eine Angsttransformation brauchst.

 

Deine Gefühle und konkreten Bedürfnisse werden durch Lieder und Gebete auf einzelne Steine übertragen. Das kann durchaus auch eine Art Personifizierung sein: etwa der Geist von liebgewordenen, wichtigen, aber verstorbenen Menschen. Ahnengeister, Tier- und Pflanzengeister können ebenso herbeigebeten werden. Allein diese Arbeit ist sehr emotional und versetzt die Seele in tiefe Rührung und Bewegung.

 

Anschließend kannst du dich auf ein Lager legen, und mit Gesang, Gebeten und Trommel werden die Steine um das Lager gelegt, meistens in einen Kreis. Manchmal ist es sinnvoll, bestimmte Steine in den Kreis mit hineinzunehmen, andere sollen ihren Platz außerhalb bekommen (hier wird die Nähe zur Aufstellungsarbeit sichtbar).

 

Gesang und Trommel werden fortgesetzt, bis du spürst, dass die Kraft der Steine zu fließen beginnt. In diesem Feld bleibst du so lange liegen, bis du das Gefühl hast, genügend Kraft bekommen zu haben. Dann verklingt langsam Trommel und Gesang.

 

Den Abschluß bildet wie so oft eine Danksagungszeremonie.

 

Die Steine werden aus ihren Aufgaben und Rollen entlassen, gereinigt und der Natur zurückgegeben.

 

Dieses Ritual kennt verschiedene Varianten und kann sowohl in einer Zweiersituation als auch in einer Gruppe umgesetzt werden.

 

 

Auch andere Steinkreisrituale zur Klärung und Veränderung der seelischen Verfassung sind einfach und erstaunlich effektiv: eine Wanderung durch einen Steinkreis fördert die Bewusstwerdung über Gefühle, Ansichten, Glaubenssätze, Handlungszwänge, Blockaden, Stärken und Fähigkeiten und Verbündete. Es ist immer wieder sehr berührend, zu sehen, wie allein dadurch sich die Wirklichkeit verändern lässt...

 

Ein weiteres Arbeitsgebiet mit Steinen ist die Möglichkeit, eine Klärung des seelischen Felds herbeizuführen und im Anschluß daran eine gesunde Grenzziehung in die Wege zu leiten. Mit wenigen Mitteln sich tief berühren zu lassen, ist auch hier charakteristisch für die Magie der Steine.

Der Kreis der Kraft: schützend und stärkend.
Der Kreis der Kraft: schützend und stärkend.

Ablösungsritual

 

Wer kennt das nicht: wenn zum Teil langjährige Beziehungen aufgelöst werden sollen, weil sie einem nicht mehr gut tun, die Verstrickungen aber so ausgeprägt, die Verlustängste und die Furcht vor Veränderungen so tief sitzen, daß der Schritt immer weiter vor sich hergeschoben wird - und alles dadurch nur noch schlimmer wird, so dass die Trennung dann oft viel schmerzensreicher und radikaler wird als es sinnvoll gewesen wäre. 

 

Wenn wir verstehen, dass Trennungen eine richtige Zeit haben und dass sie Teil des Lebensprozesses sind, wenn wir diesen Prozess bewusst und ohne Opfergefühle führen, wird sich auch das dieser Krise innewohnende Potential für positive, fördernde, stärkende Entwicklungen für alle Beteiligten entfalten.

 

Hier geht es nicht um Anklagen und Rechthaben - dann bist du ein Opfer,

 

es geht nicht um Schuldzuweisungen und Rechtfertigungen - dann bist du blind,

 

es geht nicht um die Verantwortung des Gegenübers - dann bist du ohnmächtig,

 

es geht um Klärung, Bewusstwerdung, Eigenverantwortung,

Selbstermächtigung und (Los)Lösung - dann bist du in Frieden, stark und befreit, und siehst deinen Weg wieder vor dir. 

 

Auch dieses Ritual arbeitet auf seelischer Ebene und konzentriert sich auf deine Stärken, deinen Reichtum und deine Fähigkeiten.

 

Während einer Trommeltrance arbeitest du mit vorher von uns in einem sorgfältigen Prozess entwickelten Sätzen und Bildern; die Kraft des Wortes, die Kraft der Gesten und die Kraft der Symbole sind unsere Mittel. Deine und meine geistigen Verbündeten unterstützen dich dabei.

 

Aus gegebenen Anlass verweise ich auch hier darauf, dass dieses Verfahren keine psychotherapeutische Maßnahme sein will und diese auch nicht ersetzt. Es ist eine auf seelischer Ebene arbeitende Technik und will bewusst nicht werten und analysieren.

Trauerrituale

 

 

 

 

Trauerprozesse
Trauern - etwas, für das in unserer Gesellschaft immer weniger Zeit bleibt, das in starre Formen gezwängt wurde und zugunsten des Funktionierens unterdrückt wird.

 

Lebensfunktion. Trauer ist eine Lebensfunktion. Wenn sie nicht gewürdigt und gelebt wird, macht das krank. Es tut den Lebenden und Toten nicht gut, nicht zu trauern; und auch Lebensphasen, Muster und Beziehungen, die betrauert werden sollten, wenn sie zu Ende gehen, werden in ihrem Wandel gehemmt. Du wirst gehemmt.

 

Schamanische Rituale der Trauer. Daraus entsteht für mich die Notwendigkeit, mein schamanisches Wisssen um Trauer und Trauerrituale zur Verfügung zu stellen. Genau wie in der Sterbebegleitung (wo häufig beide Seiten trauern) geht es darum, rituell die Trauer zu leben und sie sich verändern zu lassen, indem du dich änderst.

 

Trauer annehmen und wachsen. Es ist aus schamanischer Sicht gesund, mit der Trauer zu leben und durch sie zu wachsen, indem wir alle Phasen dieses Geschehens zulassen und zum Ausdruck bringen dürfen. Primär ist dieses Miteinander wahrhaftiger als die unbedingte Forderung, "es jetzt doch mal langsam gut sein zu lassen", um wieder den alten Trott aufzunehmen. Wie in jeder fundamentalen Krise ist im tiefen Dunkel der Trauer ein Licht verborgen, das nur wachsen kann, wenn wir dieses Dunkel annehmen und zu ihm stehen.

 

Erleichterung und Transformation. Trauer beinhaltet daneben natürlich auch Stress. Entsprechende Rituale sind dazu angetan, diesen Stress, wenn er eine zu große Belastung oder einen zu starken inneren Druck aufbaut, ins Äußere zu transformieren: auch hier ist rituelle Trauerarbeit ein Ventil dafür.

 

Wider die Verlorenheit: eine neue Beziehung nach dem Tode schaffen. Die Rituale umfassen den tätigen Kontakt zu Gestorbenen: Gebete, Zeichen, Beerdigungsformen, Begegnungen mit der Seele des Toten -  Raum für das Teilen von Wut, Zorn, Freude, Erleichterung und Traurigkeit mit dem Toten - , das Schaffen von Begegungsorten im Außen wie im Inneren, und die Sichtbarmachung der Liebe füreinander. Sie sollen

  • kurzfristig den Schmerz würdigen und Erleichterung und Trost geben
  • mittelfristig die Trauer begleiten und sanft wandeln
  • langfristig eine neue Beziehung zwischen dir und deinem Toten unterstützen und entwickeln helfen.

Die Liste der Rituale ist noch lang...und wird von Zeit zu Zeit fortgesetzt...Demnächst an dieser Stelle: Seelengesang. Ein Ritual für die eigene Stimme, für das Erkennen deiner eigenen Verfassung, deiner Sehnsuchte, Stärken und Wünsche.